Cruisin‘ n‘ Cachin‘ – über das Kreuzfahrtcachen

Für viele – darunter uns – ist Geocaching auch und vor allem ein Thema für den Urlaub. Und will man im Urlaub viele verschiedene Orte respektive Länder sehen und dabei auf einen gewissen Basiskomfort nicht verzichten, landet man schnell beim Thema Kreuzfahrten. Was der gemeine Cacher beim Kreuzfahren meines Erachtens bedenken sollte, möchte ich anhand einiger Beispiele erläutern.

Wie funktioniert eine Kreuzfahrt (bspw. AIDA)? Man fliegt zu einem Flughafen in der Nähe des Abfahrtshafens, wird mit dem Bus zum Hafen gekarrt, schifft ein. Dann folgen sieben bis 14 Tage nach folgendem Muster: nachts fahren, tagsüber festliegen in einem mehr oder weniger zentral gelegenen Hafen – oder aber auch fahren (nennt sich dann „Seetag“ oder – Marketingversion – „Erholung auf See“ und ist cachetechnisch irrelevant). Die Liegezeit im Hafen nutzt man i.d.R. für a) einen organisierten, gebuchten, geführten und i.d.R. überteuerten Ausflug oder b) einen Trip auf eigene Faust.

Streichen wir also mal den Seefahrerteil, und es bleiben Tagesausflüge in unbekannter Location und mit ziemlich unbekanntem Startpunkt.

Regel 1: Kartenmaterial!
Das gilt nicht nur spezifisch für Kreuzfahrten, sondern ist immer eine gute Idee. Zumal das Thema Timing hier eine besondere Note bekommt (dazu später). Außerdem liegen die Anlegeplätze mal sehr zentral (bspw. Antigua, Mallorca, Rhodos, Madeira, Gran Canaria) mit ggfs. einem kurzen Bustransfer, machmal etwas dezentraler (bspw. Mykonos, Lanzarote) oder aber auch komplett im Off (bspw. Zypern, Bahrain), wenn nicht gar auf Reede (Grand Cayman, Belize). Im Orient darf man sich bspw. gar nicht zu Fuß im Hafen bewegen, das Cachen fängt also quasi am Ende des Busshuttles an. Wo der ist, ist meist nicht prognostizierbar. In Abu Dhabi hat AIDA bspw. einen kostenlosen Shuttle zur Abu Dhabi Mall – das ist dann auch gleich der Startpunkt für jede fußläufige Aktion. Wenn man dann kein Kartenmaterial hat, kann es lästig werden.
Ich selbst besorge mir bei http://raumbezug.eu/ vorher das Kartenmaterial der Zielregion und schubse es auf den Garmin Colorado. Der kann auch mehrere Kartenfiles gleichzeitig, optimal also für Mehr-Länder-Reisen.

Regel 2: großzügige PocketQueries
Warum großzügig? Siehe oben: Du weißt vorher nie genau, wohin es Dich verschlägt. Insbesondere, wenn Du einen Ausflug mitmachst, sind die genauen Ziele vorher nicht bekannt, und ob Du in einer 15-Minuten-Fotostop-Pause zufällig über einen lokalen Cache stolperst, kriegst Du nur heraus, wenn Deine PocketQuery groß genug gewählt ist. Also: Mehr ist mehr. Ich habe mir gleichzeitig angewöhnt, Event Caches und inaktive Caches gleich auszusortieren. Nichts ist ärgerlicher, als vor Ort festzustellen, dass der Cache zwar existiert, aber gerade in Wartung ist. Für Mysteries, Multis oder Wherigos ist während eines Ausflugs sowieso oft keine Zeit, aber bedenke: es gibt auch schon mal Mysteries oder Multis insbesondere an markanten Sehenswürdigkeiten, die aus einer trivialen Frage vor Ort und einer zweiten Station wenige hundert Meter weiter bestehen.

Regel 3: Ausflugsbeschreibungen lesen
Zum einen ist man ja nicht nur zum Cachen hier, zum anderen führen einen gerade die Ausflüge zu den interessantesten Locations. Und wir haben die spektakulärsten Caches definitiv auf den Ausflügen gemacht. Dazu lohnt es sich, die Beschreibungen aus den Augen eines Cachers zu lesen. Ein Beispiel:

aus AIDA Ausflugsbeschreibung Orient 1,
BAH12 (Bahreins Facetten):

Stationen: ca. 1 h Busfahrt zur ersten Ölquelle von Bahrain
und zum Ölmuseum, jeweils kurze Besichtigung;
Weiterfahrt zum Formel 1 Bahrain International Circuit
(BIC), ca. 45 min Besichtigung des Welcome Centers, des
Rennkontrollraums, des Mediencenters und der Haupttribüne;
Fahrt zur Yanabiya-Kamelfarm, kurzer Aufenthalt;
anschließend zum King Fahad Causeway, Besuch des
Aussichtsturmes mit Blick auf die 25 km lange Dammund
Brückenkonstruktion; am Bahrain Fort ca. 40 min
Aufenthalt; Rückfahrt zum Schiff

Wer hier cachen möchte, sollte also mal prüfen, ob irgendwas am BIC liegt (tut es nicht) oder ob es einen schnellen Walk-In an der Kamelfarm gibt (gibt es nicht). Der King Fahad Causeway hat offenbar einen Aussichtsturm, und solche Türme besteigt man per Fahrstuhl. Ein AIDA-Ausflug selbst mit nur einem Bus (normalerweise sind es auch mal gern fünf oder acht Busse) mit 50 Passagieren braucht mindestens eine Stunde, bis alle einmal oben waren für das obligatorische Foto, also genug Zeit zum Cachen. Und ja – am King Fahad Causeway liegt einer:

http://coord.info/GC4KRD4 (Transitory)

Sogar geografisch in Saudi-Arabien, politisch in Bahrain. No way, einen solchen Cache auf eigene Faust mit vertretbarem Aufwand zu machen.
Anders hingegen am Fort: dort liegt auch einer, und 40 Minuten klingen komfortabel, wenn aber der Guide diese 40min fest für seine Vorträge verplant hat und keine Eigeninitiative gefragt ist, kann es sein, dass Du auf 15 Meter an einen Cache herankommst, ohne ihn jemals suchen zu können.

Ein weiteres Beispiel für Ausflugs-Caches?

aus AIDA Ausflugsbeschreibung Karibik 1,
ANT15 (Kajaktour durch die Mangroven):

Stationen: ca. 30 min Busfahrt nach Seaton’s Village; Ausstattung
mit Rettungsweste und Einweisung; kurze Fahrt
mit dem Motorboot zu einer Plattform inmitten der
Mangroven; Umstieg in zweisitzige „Sit-on-top“-Kajaks,
ca. 45 min Paddeln durch die Inselwelt; anschließend mit
dem Motorboot nach Bird Island; kurzer Rundgang auf
der unbewohnten Insel, ca. 30 min Schnorcheln; per Boot
durch die Mercer’s Creek Bay zurück zum Ausgangspunkt;
Rückfahrt

Das haben wir 2007 gemacht, damals noch mit historischer Hardware (ALAN Map 500). Und dank Regel 2 – großzügige PocketQuery für Antigua – erschien plötzlich wie aus heiterem Himmel ein Cache auf dieser unbewohnten Insel:

http://coord.info/GCK0T5 (Great Bird Island)

Und 30min Schnorcheln (für die anderen), mit Trocknen, Umziehen etc., reichte natürlich vollkommen aus, um ihn zu finden. So einen Cache abseits eines organisierten Ausflugs zu machen, geht ganz fürchterlich ins Geld.

Auch eine Überlegung wert sind die Wander- und die Fahrrad-, Pedelec- und Segwayausflüge, wobei für die analog das gleiche gilt: wenn der Cache nicht gerade an der geplanten Pausenstation liegt, fährst Du vielleicht direkt daran vorbei, ohne etwas tun zu können. Die Fahrräder für Touren auf eigene Faust zu mieten ist zumindest bei AIDA nicht möglich.

Aber Kreuzfahren hat auch Schattenseiten. Eine davon ist, dass der Zeitrahmen unverrückbar feststeht. Wenn der Dampfer um bspw. 18:00h wieder ablegt, haben die Passagiere um 17:30h an Bord zu sein. Ab dann werden sie gesucht, ausgerufen und vermisst, ab ca. 18:10h potenziell zurückgelassen.

Regel 3: noch vorsichtiger als Zuhause sein
Zum einen reden wir hier i.d.R. über fremde Länder. Während ich mich einem deutschen Vertreter der Exekutive (vulgo: Polizist) gegenüber noch ganz gut gewappnet sehe, ihm zu erklären, warum ich an Leitplanken herumfingere oder Stromkästen untersuche, kann das bspw. im Oman oder den USA schnell aufregend und langwierig werden. Oder wenn ich mir beim T5-Klettern den Knöchel verstauche. Zuhause ist die Konsequenz (Worst-case-Betrachtung), dass ich Montag später zur Arbeit komme. Im Oman heißt das nach einer Nacht in Untersuchungshaft und Hinterlegung einer Kaution potenziell, einen Flug nach Abu Dhabi zu buchen, um dem Schiff hinterherzureisen (auf dem mein Reisepass liegt, den zieht das Schiff für die Reisedauer nämlich i.d.R. ein).
Also gilt hier umso mehr, den örtlichen Gepflogenheiten und Empfindlichkeiten Rechnung zu tragen, weil die Konsequenzen ungemein lästig und teuer werden können.

Das ist auf einer Kanarentour, bei der man jederzeit günstig einen Mietwagen und worst case auch eine Fähre zur nächsten Insel bekommt, sicherlich nochmal entspannter als gerade in der Karibik oder im Orient.

Regel 4: auch Geocaching hat Lokalkolorit
Auch Caches sind im fernen Ausland anders. In der Karibik sind bspw. Kneipencaches beliebt – die Cachebox liegt hinter der Theke, und Du musst danach fragen. Gibt’s in Deutschland auch, ist aber hier echt exotisch.

Im Orient reden die Owner offenbar sehr schnell von einem „Nano“, wenn es nach westlichem Standard durchaus noch ein Micro wäre. Bei einem Nano erwarte ich eine schraubenkopfgroße Spezialbüchse, nicht eine Filmdose.

Steineumdrehen kann in der Wüste, in Afrika oder in Australien signifikant ernstere Konsequenzen haben also zuhause – Stichwort Schlangen, Skorpione, Spinnen. Selbst auf Gran Canaria haben uns schon zwei Jungskorpione überrascht, als wir eine vergrabene Dose gesucht haben. Die Extraspannung brauche ich nicht regelmäßig …

Wir können Cachen und Kreuzfahrten jedenfalls empfehlen – für’s Punktekloppen meist nicht geeignet, aber ein paar exotische Ländersouvenirs und Locations gibt’s mit relativ wenig Aufwand. So liegt unser östlichster Cache laut Statistik vor dem Nationalmuseum in Muscat, Sultanat Oman; Locations wie Stingray City (Cayman Islands), Dubai Mall oder auch Pompeji stehen auf unserer Found-Liste – und das ohne dass wir eine wochenlange beschwerliche Expedition unternommen hätten.