Garmin Colorado forever!

Wie vielleicht aus dem ein oder anderen Beitrag deutlich wurde, war ich bisher immer mit einem ALAN MAP 500 GPSr unterwegs. Kommerziell sind die Dinger eher auf der vernünftigen Seite, mit Kartendarstellung und einem insbesondere unter widrigen Verhältnissen (Wald etc.) wirklich guten Empfänger hat er mich fast 350 Caches treu begleitet, war mit auf den Cayman Islands bei den Rochen und auf dem Kahlen Asten im Schnee. Trotzdem ist ein MAP 500 funktional und in Sachen Display (Auflösung und Qualität) heutzutage schon eher ein Sparmodell.

Bedingt durch Jones‘ nervösen eBay-Klickfinger bin ich etwas unverhofft günstig an einen gebrauchten Garmin Colorado 300 gekommen. In der Cacherwelt teils als der Olymp des zivilen GPS-Empfangs, teils als Beta-Plattform für geduldige Privatkunden bezeichnet, habe ich mich skeptisch und doch optimistisch meinen ersten Garmin-Erfahrungen genähert.

Ohne diese im Detail wiedergeben zu wollen, ein paar Eindrücke:

Das beliebte Thema „Akkulaufzeit“ ist – zumindest beim aktuellen Software-Release 2.90 – kein Problem (mehr). Mit einem Satz anständiger Mignons (ich arbeite seit langem nur noch mit Fischer Amps und Varta mit 2.600 bzw. 2.700 mAh) ist ein langer Nachtcache wie Wicked Night, Liebe geht durch den Kopf oder 007 Goldfinger selbst bei Ausnutzung der Hintergrundbeleuchtung am Anschlag kein Problem, also gefahrlos mehr als 7h cachen mit einem Satz Zellen.

Tagsüber, wenn man die Hintergrundbeleuchtung wegen des exzellenten Displays gar nicht braucht, sinkt der Verbrauch weiter – ich habe immer einen Satz Ersatzakkus dabei und nehme auf den aktuellen Ladezustand der Akkus im Colorado gar keine Rücksicht mehr, wenn ich losziehe, sondern tausche sie erst unterwegs aus (nach ein paar Tagen gelegentlichen Cachens), wenn die Software warnt.

Das wirkliche Highlight ist jedoch die Fähigkeit des Colorado, die GPX-Dateien zu verarbeiten. Damit ist die Cachebeschreibung inkl. Hints direkt im GPSr verfügbar, außerdem natürlich alle Koordinaten auch für die Navigation verwendbar. Der Garmin Oregon kann das im Übrigen als einziges weiteres mir bekanntes Gerät auch. Dazu beispielhaft eine meiner letzten Dienstreisen, die ich immer mal wieder zum Gelegenheitscachen nutze:

Dienstreise nach Hamburg (strenggenommen:
Wedel) geplant, Zug und Mietwagen gebucht.

PocketQuery rund um den Mittelpunkt der Strecke
Hamburg-Hbf – Wedel, auf einfache Traditionals
und Earth Caches reduziert, formuliert und
zuschicken lassen sowie direkt als entzippte
GPX-Datei auf den Colorado geladen. Die
bundesweite topografische Karte sowie die
Straßenkarte sind ohnehin auf der
2-GB-SD-Karte.

Zu unmenschlich früher Zeit im Zug (IC) nach
Hamburg geeiert.

 Empfang im Zug: null. ICs sind offenbar rollende
faradaysche Käfige: SIRF III zum Trotz kam da
gar nichts.

Aussteigen in HH Hbf, Frühstück bei McDonalds
in der Wandelhalle, Warten auf meine Muggelkollegin,
die per Flugzeug und S-Bahn nach HH kommt.

Colorado angemacht – nach ca. 20 Sekunden (sic!)
Position gefunden – und das unter dem Dach der
Wandelhalle.

Ab zu Europcar, Gehhilfe übernommen. Immerhin
Winterausrüstung, aber ohne Navi (wozu auch –
habe ja Hardware mit).

Colorado auf Straßennavigation gestellt, Zieladresse
eingegeben. Kunden angerufen, wann wir in etwa
aufschlagen werden.

Auf zum Kunden!

Hätte der Colorado jetzt noch eine Sprachausgabe,
wäre er jedem Tomtom überlegen. So bleibt nur,
den Colorado in der Schalthand zu behalten und regelmäßig
zu gucken. Die Pfeildarstellung in der Karte inkl. Ankündigung
des nächsten Abzweigs sind vollkommen ausreichend. Eine
Saugnapfhalterung oder eine ambitioniertere Beifahrerin
würden auch helfen. Unterwegs die vielen kleinen grünen
Boxen auf der Karte gesehen, an denen wir vorbeigefahren
sind.

In time beim Kunden aufgeschlagen. Colorado in
die Tasche gesteckt, dienstliches Gesicht aufgesetzt
und rein. Viereinhalb Stunden später wieder raus,
nächstes Ziel: der Bahrenfelder See (Earth Cache).

Ups, Colorado-Ausschalten vergessen. Egal – der
Akkusatz wird den Tag durchhalten. EC Bahrenfelder See
als Zieladresse eingegeben (ja, das geht: Straßennavigation
zu Caches und Waypoints), lokalen Großbrand umfahren
müssen, ersten Hamburger Cache für heute geloggt.

Ab zum Flughafen, Muggelkollegin wieder am
Terminal abgekippt (sie kennt das schon, dass ich
zwischendurch komische Selbstporträts  in der
Wildnis mache).

Auch Autobahn-Navigation ist kein Problem mit dem Colorado.

Zurück zu Europcar am Hauptbahnhof (mit Umweg
über eine Tanke), dann noch schön eine gute Stunde
zu Fuß cachen.

Zurück zum Startpunkt navigiert, wieder umschalten
auf Geocaching-Modus. Dann zu Fuß die nächstliegenden
zwei Caches – TB-Hotel HH-Hbf und Die kleine Runde –
in klassischer Manier erledigt. Dazu hat der Colorado
den vollständigen Inhalt der GPX-Datei verfügbar, also
das Listing, die Bewertung, die Größe, den Hint (so vorhanden)
und die fünf letzten Logeinträge. Für Multis ist das manchmal
sehr nervig, sich aus dem Listing Rechenformeln abschreiben
zu müssen, um sie dann wieder im Waypoint-Manager
ausgerechnet einstellen zu müssen – aber dagegen hilft (derzeit
noch) nichts.

Auf dem Rückweg im Zug – mittlerweile ca. 16 Stunden später – erreichen die Akkus ihre heutigen Lebenserwartung. Von den 16h war der Colorado ca. 10h in Betrieb, davon 4,5 bewegungslos in der Manteltasche im Gebäude, den Rest unter wechselnden Temperaturbedingungen annähernd permament bei der Navigation.

Ich finde das Teil extrem genial und empfinde als einzige Wehrmutstropfen zum einen die etwas nervige Eingabe von Koordinaten per Rock’n’Roller, zum anderen den fehlenden „Shortcut“ von der Anzeige eines Geocaches zum Waypoint-Manager, der einen zwingt, bei Multi-Caches immer durch mehrere Menüschritte zwischen der aktuellen Cache-Beschreibung und den Waypoints hin- und herzuschalten.

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