Garmin und OpenStreetMaps – ein perfektes Team

Ein GPS-Empfänger leistet erstmal genau eines – er ermittelt die eigene Position. Beherrscht der Benutzer das Werkzeug der Wegpunkte, gibt er außerdem die Entfernung (Luftlinie!) sowie die Richtung zum Cache bzw. der nächsten Stage an.

Im Emsland oder ähnlich flachen Landschaften kann das zumindest für Freunde des Geländemarsches oft auch der kürzeste Weg sein. Spätestens in anspruchsvolleren Landschaften (auch hier sei Gran Canaria erwähnt), an Kanälen, Flüssen, Bahnlinien und Autobahnen kann der menschentaugliche Weg jedoch um ein Vielfaches weiter und vor allem keineswegs offensichtlich sein: eine Landkarte würde helfen.

Die meisten kartentauglichen GPS-Empfänger kommen dazu mit einer Basiskarte, deren Qualität, Detailreichtum und Tauglichkeit sich sehr unterscheiden können. Die Basiskarte des ALAN Map 500 taugt bspw. gerade noch zur Identifikation von Kontinenten und (mit Glück) Bundesländern. Wer abseits von europäischen Fernstraßen cacht, ist offroad. Die Basiskarte des Magellan explorist GC hingegen hat sich gerade auf Gran Canaria als ausgesprochen genau und detailreich herausgestellt.

So oder so – wer einen kartentauglichen Empfänger sein eigen nennt, möchte über kurz oder lang auch Karten darauf verwenden. Dazu bieten zahlreiche Hersteller unterschiedlichstes Material zu unterschiedlichsten Preisen – die wenigsten davon günstig – an. Es geht aber auch anders.

Insbesondere für Garmin-Jünger ist eine sehr interessante Initiative beachtenswert: OpenStreetMaps (OSM). OSM ist so etwas wie das Wikipedia für kartografische Informationen: User veröffentlichen, ergänzen, editieren, verbessern kartografische Daten und erstellen so nach und nach eine detaillierte Weltkarte – LIZENZKOSTENFREI nutzbar. Toll, nicht?

Die Qualität und der Detailgrad hängt sehr wesentlich vom Gebiet ab: während Mitteleuropa und Urlaubsgebiete meist sehr detailliert und präzise erfasst sind, weil die Daten vieler User eingehen, gibt es Gegenden mit wenig Datenlieferanten und ergo magerem Kartenmaterial – hier bspw. Kolymbia auf Rhodos, Griechenland:

OSM
http://www.openstreetmap.org/

zum Vergleich: Google Maps
http://maps.google.de/

Erkennbar ähnlich, aber weit entfernt von gleich …

Warum ist das insbesondere für Garmin-Eigner so interessant? Weil es Software und Webseiten gibt, mit der man aus diesem OSM-Kartenmaterial Garmin-kompatible Kartendateien, sprich: gmapsupp.img, rendern (lassen) kann:

raumbezug

raumbezug ist ein kommerzielles Unternehmen im Kontext geografischer Daten, die sehr regelmäßig für eine Reihe von Regionen länderweise die OSM-Karten in gmapsupp.img konvertieren:
http://www.raumbezug.eu/

(Achtung: Kanarische Inseln sind „Afrika“). Die Kartendaten sind sehr aktuell – Europa wird bspw. alle drei Tage aktualisiert. Der Detailgrad und die Genauigkeit hängt natürlich von der jeweiligen Region ab, siehe oben.

Wenn das Urlaubsgebiet eingegrenzt und mit einer einzigen Kartendatei abgebildet ist, ist das die einfachste kostenlose Variante, ein Garmin-GPS mit aktuellen Kartendaten zu versehen. Alternativ kann man mit mehreren SD-Karten mit jeweils einer Kartendatei arbeiten oder – PocketPC, Netbook o.ä. vorausgesetzt – beim Grenzübergang den Inhalt der SD-Karte verändern.

OpenStreetMaps NL

Aus einem mir unbekannten Grund erreicht man eine direkt von OSM bereitgestellte Funktion nur über die niederländische OSM-Seite:
http://garmin.openstreetmap.nl/

Hier funktioniert der Ansatz etwas anders. Zoome in den für Dich interessanten Kartenbereich, markiere das Häkchen links neben „Reset Selection“, und selektiere alle Kartenabschnitte, die Du in die Kartendatei integrieren möchtest. Gib dann links Deine E-Mail-Adresse an, und die Karte wird für Dich gerendert und Dir ein Link zum Download zugeschickt. Natürlich kannst Du mehrere Renderinganfträge gleichzeitig platzieren.

Diese Version ist besonders für Rundreisende interessant. Ob Kreuzfahrt oder Balkantour – sobald mehrere Länder bereist werden, muss man entweder mit den Karten von raumbezug auf mehreren SD-Karten hantieren, oder man rendert sich bei OSM NL eine individuelle Karte. Je kleiner die Karte ist, umso schneller ist der Bildaufbau im Garmin – auch das spricht dafür, sich eine individuell angepasste Karte zu bauen.

Auf den Kanarischen Inseln war die Detaillierung und Genauigkeit exzellent (hier: Cruz Grande):

middle of nowhere auf dem Garmin Colorado 300 - dank kostenloser OSM-Karte

Zum Vergleich: die gleiche Position in Google Maps:
http://maps.google.de/

Selbst Google kennt also diesen (im Satellitenbild gut erkennbaren) Ziegenpfad im Kartenmaterial nicht, MapQuest und OpenCycleMap – allesamt bei geocaching.com in der neuen Kartenansicht auswählbar – hingegen schon.

In beiden Fällen hält man am Ende eine gmapsupp.img-Kartendatei in den Händen, die man auf die Speicherkarte des Garmin-GPS in das Verzeichnis garmin kopiert. Voila. Beim nächsten Start des GPS wird die Karte automatisch geladen – was man beim Booten auch in den Statusmeldungen und den Bezug auf OSM erkennt.

Routing

Und wäre das nicht allein schon alles eine gute Nachricht – es kommt noch besser. Das in dieser Form gerenderte Kartenmaterial ist routingfähig, also in der Lage, Straßen zu erkennen und den Cacher im Mietwagen, auf dem Fahrrad oder zu Fuß über ebendiese in die Nähe des Caches zu führen.

Im Urlaub habe ich meinen Garmin Colorado 300 also auf das Profil „Straßennavigation“ gestellt (wie der Colorado mit Karten umgeht, also ob er Luftlinie oder entlang von Straßen navigiert, lässt sich einstellen und auch unterschiedlichen Profilen zuweisen) und bin brav nach Anweisung zum Cache gefahren. Natürlich ohne Sprachausgabe – das kann der Colorado nicht -, sondern entsprechend der Navigationshinweise im Display:

Straßennavigation mit dem Colorado

Kommerzielle Karten mögen vereinzelt noch besser und/oder genauer sein, und vor allem gibt es keine Gewährleistung, dass sich nicht die Qualität bei OSM auch mal verschlechtert. Aber für die gelegentliche Nutzung, wie sie für uns Cacher üblich ist, finde ich es perfekt.